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  • AutorenbildVera Sindaco

Zoe, Leigh und (David) Bowie

(Im Nachhinein habe ich gemerkt, dass dieser Artikel fast schon ein kleines Porträt einer australischen Familie kombiniert mit unserem "Tagebuch" ist.)

Die Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und bewegte Geschichte dieser Familie hat uns ab der ersten Sekunde schlicht überwältigt.

Auch ihre besten Freunde Robert und Cyn, die wir Ostern schon kennengelernt hatten, verbrachten jede freie Minute mit uns, zeigten uns die Halbinsel und überzeugten uns schließlich, statt bis Dienstag doch noch bis Donnerstag zu bleiben.

Danach hatten wir vier neue Freunde, einen brandneuen Anlasser und haufenweise Reisetips. Aber von vorne.

Zoe und Leigh leben auf einem riesigen Anwesen mit weitläufigem Garten, einer voll eingerichteten Scheune und einem klassischen australischen Landhaus, in den Eukalyptusbäumen findet man Papageien, Koalas und Opossums. Mit ihnen wohnen deren Sohn Bowie (5, und yep, nach David Bowie), Zoes Großmutter, Zoes zwei Teenager-Söhne und zeitweise auch ihre drei jüngeren Schwestern. Zuerst wurden wir aber bei unserer erleichterten Ankunft gegen späten Nachmittag stürmisch von den beiden Hunden begrüßt.

Wir stellten die zickige Lola neben der Scheune ab, genossen die Stille und die Gewissheit, dass es die absolut richtige Entscheidung war, hier herzukommen .

Obwohl Zoe, Leigh und ihr Sohn am selben Abend erst aus ihrem Urlaub zurückkamen, kochten sie noch für uns und wir quatschten bei gutem Wein solange, bis Bowie ins Bett musste. Was ehrlich gesagt ziemlich spät war. Leigh war früher Automechaniker (well…) und macht jetzt in der Gegend rund um Melbourne „Demolition“, was hier deutlich angesehener und vor allem besser bezahlt ist als bei uns. Vor allem, weil es so gefährlich ist. Einmal hing er nach einem Sturz stundenlang mit einem Haken durch den Arm rum, weil ihn niemand hörte…

Zoe jongliert drei Jobs, drei Kids, einen anstrengenden Ex, zwei Hunde, einen Haushalt und die Ersatzmama-Rolle für ihre drei kleinen Schwestern, da deren Mutter vor Kurzem gestorben ist. Ganz nebenbei trainiert sie regelmäßig, kocht gesund und renoviert in ihrer „Freizeit“ das neue Haus, was die beiden in der Gegend gekauft haben und vermieten wollen. (Lustige Szene übrigens, als sie damals auf der Campsite nach ihrem Morgen-Workout verschwitzt im knappen Trainingsoutfit zu den „Normalo-Müttern“ rüber ist, um zu plaudern und Bowie einzusammeln…diese Blicke…) Hier mal zwei Eindrücke von ihrer Hochzeit letztes Jahr, die sie bei sich zuhause gefeiert haben. Noch irgendwelche Zweifel, dass wir uns auf Anhieb verstanden haben?!

Am nächsten Morgen wurden wir mit den ersten Sonnenstrahlen - wie sollte es anders sein- von Richard in seinem traumhaften Auto abgeholt. Haut mich nicht, von Marke und Jahrgang habe ich keine Ahnung mehr. Ich weiß nur, dass uns der Mund offen stand bei der Vorstellung, damit von ihm den ganzen Tag über die Halbinsel kutschiert zu werden. Und das bei schönstem Wetter!

So richtig sprachlos waren wir dann, als wir unseren ersten Stop erreichten: die Mornington Peninsula Hot Springs. Dutzende Rockpools in unterschiedlicher Temperatur, Sauna, Hamam, Eiskammer, alles praktisch unter freiem, strahlend blauem Himmel und mit Terrassen und kleinen Bächen wunderschön angelegt zwischen Wäldern und sanften Hügeln.

Ich hatte mein Handy natürlich nicht dabei, deshalb sind die Bilder mal ausnahmsweise von der Website.


Tiefentspannt cruisten wir an der Küste entlang, ließen uns alles über die Region erzählen und staunten über die Differenz zwischen damaligen Baukosten und heutigem Wert der Mornington Bathing Boxes. (Heute mehrere hunderttausend Dollar für eine davon…)



Auf dem Weg besorgten wir mit Richards Hilfe noch schnell einen neuen Anlasser, den Leigh daheim innerhalb einer Stunde einbaute. Währenddessen kochten Mauro und ich ein Drei-Gänge-Menü für die ganze große Familie und wussten bereits, dass es nicht bei zwei Nächten bleiben würde…

Mithilfe von Instagram entdeckten wir tags darauf eines der best-kept local secrets: die Cape Schanck Rockpools. Ja okay, der Nationalpark und die verschiedenen Wanderwege sind kein Geheimnis, noch nicht mal der unscheinbare Strand am Kap selbst. Fast niemand macht sich aber die Mühe, über die ganzen Felsen einmal um das Kap rum zu kraxeln. Je weiter man klettert, desto beeindruckender wird die Küste: Stürmische Brandung, die immer wieder kristallklares Wasser über die Felsen und in die vielen kleinen und auch erstaunlich großen “Schwimmbecken“ spült, keine Menschenseele, sanfte Nachmittagssonne…es dauerte keine fünf Minuten, bis wir spontan in Unterwäsche in die Natur-Pools hüpften. Mauro jammerte dabei deutlich mehr.

Ich wusste zu dem Zeitpunkt aber zugegeben auch noch nicht, dass da relativ gefährliche Oktopusse, sehr große Krebse und Muränen drin leben…

Als ich im schönsten aller natürlichen Infinity-Pools dann im letzten Moment einen der besagten Krebse am Rand sitzen sah, stellte ich mich geschlagene zehn Minuten dermaßen an, dass ich mich selbst schon nicht mehr leiden konnte und endlich reinsprang. Und das hat sich gelohnt:

Festklammern aus lauter Schiss, von den reinkommenden Wellen "rausgespült" zu werden...

Ein unglaublich magischer Ort, den wir noch stundenlang nicht verlassen wollten!


„Wenn ihr noch eine Nacht länger bleibt, mach ich morgen Winetasting mit euch!“ Richard, Dienstag Abend. Auf so ein Angebot gibt es nur eine richtige Antwort..

Mit guter Banana-Pancake-Basis im Bauch ging es also Mittwoch noch mit ihm und Cyn on tour, und wir wussten langsam wirklich nicht, ob wir es jemals schaffen würden, den Staat Victoria zu verlassen. Die Mornington Peninsula ist bekannt für zahlreiche sehr gute Tropfen und beherbergt wunderschöne Weingüter, in denen man sich einfach mal durchprobieren kann. (Der Anstand gebietet natürlich, dass man danach auch mindestens ein Fläschchen kauft, was zum Glück hauptsächlich Richard und Cyn übernahmen.)

Mauro ganz professionell. // Cyn und ihre zuckersüße Tochter Taylor in Mauros Mantel.


Abends gab es noch ein letztes Pasta-Familiendinner in der Scheune, bevor wir uns Donnerstag endlich auf den direkten Weg Richtung Sydney machten.


Für die Küstenroute war es uns mittlerweile eindeutig zu kalt, besonders nachts, und der Unterschied in Kilometern ist ziemlich groß.

Nach etwa fünf Stunden vergleichsweise idyllischem Highway erreichten wir endlich die Grenze zum nächsten Staat - New South Wales! Wer hätte es gedacht, wir haben's geschafft. Irgendwie ging der tatsächliche Roadtrip für uns erst in dem Moment los.

Alles um Melbourne herum war noch "safety zone", Testphase und Eingewöhnung. Jetzt waren wir voll ausgestattet, Lola lief zuverlässig und wir kannten ihre altersbedingten Schwachstellen: Kleinigkeiten wie beispielsweise das Schloss der Fahrertür, welches klemmt, sodass wir immer von der Beifahrertür rein und die andere aufsperren müssen. Wir wissen, bei welcher Voltzahl wir den Kühlschrank lieber ausmachen müssen, damit der Inverter unter dem Bett nicht mitten in der Nacht anfängt zu piepsen.


Mit Sydney und dem doch etwas schnelleren Reisetempo mache ich im nächsten Eintrag weiter - dazu passend dann auch nicht mehr ganz so ausführlich, versprochen!

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