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  • AutorenbildVera Sindaco

Boote, Glück und neue Chancen

Aktualisiert: 6. Feb. 2019

Soll nochmal einer sagen, Facebook sei unnütze Zeitverschwendung.


Relativ entspannt ins neue Jahr gestartet, saß ich am 3. Januar in unserem schönen Garten und scrollte mich durch die verschiedenen Gruppen auf Facebook, Plattformen für (Gelegenheit-)Jobs, Gastronomie und anderes. Ich hatte meinen Lebenslauf vorher bereits an einige Locations verteilt, und an noch mehr rausgeschickt. Unter anderem an eine kleine Bar namens „Ponyfish Island“, und zwar nicht, weil die gerade Personal suchen, sondern einfach auf gut Glück und in zugegeben ziemlich selbstbewusstem Tonfall. Hilft ja alles nix.

Eben diese Bar suchte dann aufgrund von Krankheitsausfall spontan jemanden zum Mithelfen, gepostet vor 2 Minuten, Start in einer Stunde. Praktisch noch halb im Bikini, hab ich die Managerin angeschrieben und kurz darauf zu Mauros Erstaunen verkündet, ich gehe jetzt mal arbeiten.

Eine Stunde später fand ich mich also auf diesem bootsähnlichen Geheimtip von einer Bar wieder, mitten im Yarra River, unter einer Fußgängerbrücke, umgeben von Wasser und mit bestem Blick auf Skyline, Südufer und Sonnenuntergang.



Hab anscheinend auch ´nen ganz ordentlichen Eindruck gemacht, weshalb ich mich nun nach ein paar weiteren Schichten als festes Teammitglied bezeichnen darf! Nicht Vollzeit, und immer noch relativ flexibel, aber genauso wie ich mir das vorgestellt habe.

Extrem cooles Team, entspannte Atmosphäre, gute Drinks, Selbstbedienung an der Bar…und ein bisschen Barfood. Das ganze für einen ordentlichen Stundenlohn und zack, so kann sich alles ergeben. Jaa, ich weiß, ich wollte nicht in der Gastro arbeiten, aber vielleicht brauchte ich nach dem letzten extrem intensiven Jahr auch einfach mal wieder eine andere Art Gastro. Zum Anschluss finden ist es halt immer noch die beste Branche! Außerdem sieht es aktuell und besonders in Melbourne mit Segeln noch eher schlecht aus.

 

Es gibt schon einige Yacht-Clubs, aber die sind größtenteils ziemlich weit außerhalb. Da werde ich aber nächste Woche definitiv hinfahren!

Die Touranbieter kann ich hier erstmal vergessen, wer würde jemanden zum „Guiden“ anstellen der erst seit einem Monat überhaupt in Australien lebt und sich selber praktisch null in der Region auskennt?! Ich verlass’ mich nach wie vor drauf, dass mit einem offenen Auge und Ohr immer neue Ideen und Chancen auf uns zukommen werden, wie bisher auch schon.

Immerhin war ich letzten Samstag schonmal auf einem Boot unterwegs, ebenfalls arbeiten. Ein altes chinesisches Holzboot, in Hongkong gebaut und jetzt für Dinner- und Partycruises genutzt. Dieses Mal allerdings für einen Junggesellenabschied. Also ca 30 Australier, Mitte/Ende Zwanzig, viel Bier und ein Bräutigam im Nackt-Suit.

Dazu noch drei Oben-Ohne-Kellnerinnen und zwei Mittfünfziger-Seebären als Captains(Segler, normalerweise!), die sich schmunzelnd ein paar Dollar dazu verdienen. Ich durfte meine Klamotten zum Glück anlassen (allerdings auch für einen Bruchteil dessen, was die drei Mädels in den drei Stunden verdient haben), wurde als Teil der Crew vorgestellt und auch so behandelt, und hab hier und da ein bisschen mitgeholfen.

Insgesamt eine lustige Erfahrung, die Jungs waren alle sehr nett und respektvoll, und die Telefonnummern der zwei Captains hab ich auch - wer weiß wozu das noch nützlich sein kann!

Der eine segelt bald 9 Wochen um Tasmanien (seine Crew ist allerdings schon komplett), der andere hat mit ein paar Freunden eine Segelyacht unten in St. Kilda...

Zwischen den mittlerweile zahlreichen Schichten und Gelegenheitsjobs gibt es auch noch meinen Deutsch-Schüler, dem ich jetzt bereits zwei Wochen Privatunterricht gebe. Über eine entsprechende Online-Plattform in Kontakt getreten, versuche ich ihm von Null an unsere wunderschöne (*ähäm*) Muttersprache beizubringen. Das erste Wort war „Reinheitsgebot“. Fand er gut.

Er ist in einem kleinen Viertel Melbournes aufgewachsen und spricht bereits Italienisch, was für einige grammatikalische Vergleiche sehr hilfreich ist.

Ganz so ausgelastet ist Mauro zu seinem Leidwesen nicht. Jetzt nach dem Weihnachtsgeschäft ist es im Sezar etwas ruhiger, es wird meist jemandem spontan abgesagt, und die Schichten sind ziemlich kurz (4,5-6 Stunden).


Und hier kommt wieder Mauros Glück und das besagte „Augen und Ohren offen, Chancen ergreifen“ ins Spiel.

Vor Kurzem wollten wir nach meiner Schicht endlich mal den Peruaner testen, der extrem gut sein soll. Dort angekommen, stellten wir fest, dass die leider noch im Betriebsurlaub waren. Sehr hungrig - es war schon kurz nach neun- trieb es uns in den nahegelegenen Spanier, MOVIDA.

Wir merkten sofort, dass wir da anscheinend einen absoluten Hotspot gefunden hatten. Nicht nur, weil es Sonntag um diese Uhrzeit noch rappelvoll war. Außerordentlich kreative, bezahlbare und ausgesuchte Tapas und Hauptspeisen, wahnsinnig viele gute offene Weine und ein herzlicher, professioneller Service. Die späte Stunde war unser Glück, denn natürlich quatschte Mauro den einen Kellner direkt an, kaum dass dieser Zeit hatte.



Um es kurz zu machen: er hatte Dienstag seinen Probetag inklusive Speisekarte („Food Notes“) vorher im Detail beherrschen können und einstündiger Weinschulung vor Ort. Sie waren begeistert, er könne direkt anfangen. Doppelschichten, wöchentlich mehrere hundert Dollar Trinkgeld, Mittwoch mit Zähneknirschen im Sezar gekündigt, Sonntag geht’s los. So ziemlich jeder hier in Melbourne kennt und liebt MOVIDA, eine Institution für die Einheimischen, aber auch für Touristen kein Geheimtip.

Natürlich nur, sofern man sich abends in die komplett mit Graffiti besprühte, enge Gasse traut… (--> https://www.movida.com.au/ )


Okay, das klingt alles fast so als würden wir hier nur arbeiten (wollen). Stimmt aber nicht. Die freien Tage fühlen sich jetzt gleich wieder viel „wertvoller“ an, das Konto ist langsam etwas voller und man kann auch mal wieder was schönes unternehmen.



Ich war neulich stundenlang im botanischen Garten und den Parkanlagen Außenrum spazieren, Fotos machen und das schöne Wetter genießen, Mauro hat dafür alle möglichen kleinen Laneways im Zentrum erkundet, die mit verschiedenen bunten und wunderschönen Graffitis verziert sind. Silvester haben wir getrennt voneinander verbracht, obwohl ich nicht allein nach Sydney gefahren bin. ;) Dafür gab’s an Neujahr hier kein „im-Bett-gammeln-und-Film-schauen-dann-Pizza-bestellen“, sondern direkt ein kleines Day-Festival mit allen Housemates. Ich bin regelmäßig bei Yoga im Park, Mauro hat Bouldern für sich entdeckt und pflegt grad neben mir seine geschundenen Hände.

Wir sammeln Ideen und schmieden völlig unkonkrete Pläne für die nächsten Monate (Stichwort „Campervan kaufen“), knüpfen so viele Kontakte wie irgendwie möglich und haben trotzdem immer noch kaum Deutsche kennen gelernt, im Gegensatz dazu, was uns daheim fast schon unheilvoll prophezeit wurde.



Ab Februar wollen wir gern eher Richtung südlichere Vororte ziehen, mal was anderes sehen und etwas näher am Strand sein. Mal schauen, ob wir das durchziehen (können), der Wohnungsmarkt ist extrem hart hier und unsere momentane Wohn-Situation in dem kleinen Schlösschen ist zugeben ziemlicher Luxus. Der allerdings auch seinen Preis hat.

Das Ganze aber immer noch ohne WLAN - irgendwie kriegen unsere Mitbewohner es seit Einzug Anfang Dezember nicht hin, das einzurichten.


Da ich aus diesem Grund gerade das WIFI der Boulderhalle nutze und wir hier schon gefühlte Ewigkeiten rumhängen (Ha Ha, rumhängen. Wortwörtlich.), lass ich es für heute gut sein und hoffe, dass ich bei Gelegenheit noch ein paar Fotos nachliefern kann.


Ganz ganz liebe Grüße in die Heimat!






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